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Test und Bewertung: Machinarium

Story:

gut 7/10

News: MachinariumDas Flash-Adventure Machinarium spielt auf einem fernen Maschinenplaneten. Es beginnt auf einem Schrottplatz außerhalb von Machinarium City, wo sich der kleine Roboter Josef, in seine Einzelteile zerlegt, wieder findet. Er weiß nicht mehr, wie er dahin gelangt ist und will sich auf die Suche nach Antworten machen. Doch zunächst muss Josef vom Spieler wieder zusammengesetzt werden - dieses kleine Tutorial erleichtert den Einstieg in die Spielwelt. Anschließend geht es in die Stadt, wo Josef so langsam seine Erinnerung wiedererlangt. Der kleine Roboterkerl muss nun das drohende Unheil eines Bombenattentats von der sonst so friedlichen Stadt abwenden und auch noch seine große Roboter-Liebe befreien.

Der Spieler begleitet Josef auf seinem Abendteuer durch eine faszinierende Roboterwelt voller Technik und Knobeleien und deckt im Laufe des Spiels die Ereignisse auf, die dazu geführt haben, dass Josef auf dem Schrottplatz gelandet ist. Das Spiel schreitet dabei - passend zur sich langsam aufdeckenden Geschichte und der ruhigen Roboter-Welt - eher gemächlich voran. Es stellt jedoch eine Herausforderung dar, die Puzzleteile zur ganzen Geschichte zusammenzusetzen, da es im Spiel selbst durch die fehlende Sprachausgabe kaum Hinweise zur Story gibt. So fehlt leider auch die Spannung. Mit etwas Fantasie müssen Josefs Gedankenblasen gedeutet werden, die Rückblicke zu vergangenen Geschehnissen enthalten und Informationen zu den nächsten Schritten geben.


Grafik:

sehr gut 9/10

Machinarium Bild 1Die 2D-Welt von Machinarium ist grafisch sehr toll anzusehen: Die wunderschönen, detailreichen Hintergründe sind kunstvoll in einem düsteren Zeichentrick-Stil gezeichnet und werden durch kleine Animationen belebt, z.B. fließendes Wasser, ein tropfendes Ölrohr, ein vibrierender Radiolautsprecher oder Fliegen über dem Abwassertank. Dennoch wirkt die Roboterstadt relativ statisch und sehr ruhig - eben weniger belebt als eine Menschenwelt, mir aber etwas zu still. Ich empfand die Zeichnungen teilweise auch etwas zu detailreich und klein, z.B. die Inventarobjekte oder Menü-/Optionstexte, die dadurch schlecht erkennbar waren. Der Roboter Josef und seine Artgenossen bezaubern durch ihr skurril-witziges Aussehen und Auftreten und ihre liebevollen Animationen.

Die 16:9-Hintergründe sind nicht immer von Anfang an komplett aufgedeckt, es gibt auch schwarze Bereiche, die erst auftauchen, wenn sich Josef durch diese Szenen bewegt, obwohl sie sich schon mit auf dem aktuellen Bildschirm befinden. So ist im Gefängnis zunächst nur die Zelle des kleinen Roboters zu sehen und die benachbarten Gefängniszellen werden erst durch z.B. Ducken und Schauen durch ein Mauseloch einsehbar.


Sound:

sehr gut 9/10

Machinarium Bild 2Wie schon angedeutet, gibt es in Machinarium keine Sprachausgabe - daher konnte ich für den sonst überragenden Sound leider nicht die volle Punktzahl vergeben. Die Roboter teilen sich stattdessen dem Spieler über Sprech- und Gedankenblasen mit. Anfangs ist dies vielleicht ungewohnt, jedoch leicht verständlich und sehr passend zu diesem Adventure. Die musikalische Untermalung ist ein wirklicher Hörgenuss und exzellent auf die technische Welt der Roboter abgestimmt: elektronische Klänge, leicht jazzig und meditativ. Gepaart mit tollen Soundeffekten wie Hall im Gefängnis oder Schallplattenknacksen und Spielgeräuschen wie Quietschen von Türen und Metall, Lachen, ängstlichen Wimmern, panisches Hüpfen oder Radiomusik unterstützt der Sound das Technik-Flair von Machinarium City. Er ändert sich bei jedem Bildschirm, ist eher ruhiger Natur und dem Geschehen angepasst. So wird die Hintergrundmusik bei Rätseln z.B. ruhiger und leiser, damit man sich besser auf die Rätsellösung konzentrieren kann. Die Jazzband spielt einen eingängigen Song und beim Auftauchen der Bösewichte ertönt ein markantes Thema - mein Lieblingsstück vom gesamten Soundtrack, der dem Spiel auch als CD beiliegt.


Atmosphäre:

sehr gut 9/10

Machinarium Bild 3Die Atmosphäre des Adventures Machinarium lebt von der hervorragenden musikalischen Untermalung, den eindrucksvollen handgezeichneten Hintergrundbildern, den skurril-witzigen Charakteren, toll eingebundenen Rätseln und den vielen liebevollen Details, die der stillen Roboter-Welt Leben einhauchen: Josef begegnet im Spielverlauf mit vielen verschiedenen Roboter-Charakteren, die dem Spieler schnell ans Herz wachsen. So trifft er Polizisten, Gefängniswärter und putzige Tierchen aus Metall und Schrauben wie eine Katze, Kakerlake oder einen Vogel, Hund und Frosch. Josef hilft einer schrägen Jazzband und tanzenden Rohrzange sowie einem Roboter-Opa im quietschenden Rollstuhl. Auch tritt er gegen die kriminellen Blechbüchsen an, die ein Bombenattentat auf den Bürgermeister planen und befreit seine geliebte Freundin.

Die Bewegung und Gestik der Roboter, besonders von unserem kleinen Helden, sind dabei sehr lustig anzuschauen: Josef steckt allerlei Gegenstände in seinen Körper, z.B. durch Öffnen des Kopfes oder Essen eines Stromkabels wie eine Spaghetti. Auch rutscht er Treppengeländer runter, klettert Rohre hoch, tanzt zur Musik der Jazzband oder dem Radio und schaut durch ein Fernglas, um die Bombenleger zu beobachten. Wenn er auf Spieleranweisung wartet, kratzt sich Josef an der Hüfte oder verschränkt gelangweilt die Arme. Auch seine Gedanken sind teilweise sehr amüsant in den Gedankenblasen dargestellt, z.B. wenn er an seine Roboter-Liebe denkt, beim Paintballspielen oder Schwimmen im Öltank. Durch all diese Dinge kann sich der Spieler gut in seinen kleinen Roboter-Freund und dessen Maschinenwelt hineinfühlen. Jedoch hätte ich mir noch etwas mehr Leben und Flair gewünscht, um gänzlich in Machinarium City aufzugehen.


Rätsel:

gut 8/10

Machinarium Bild 4Die Rätsel in Machinarium sind meist recht anspruchsvoll, manchmal sogar sehr schwierig zu lösen, v.a. für Spieler, denen Logik-Rätsel und Minigames nicht so liegen. Geduldige Knobelfans kommen hier aber voll auf ihre Kosten und werden die stetig steigenden Herausforderungen lieben. Jedoch erschweren die fehlenden Anweisungen oder Erklärungen, wie die Rätsel funktionieren, die Knobeleien. Allenfalls Sprech- und Gedankenblasen geben kleine Anleitungen. So muss der Spieler ganz allein die Aufgaben analysieren und verstehen können. Vom Spieler wird dabei eine hohe Aufmerksamkeit verlangt, um die Gedankenblasen mit Hinweisen nicht zu verpassen, z.B. dass sich Josefs Körper unter der Badewanne auf dem Schrottplatz versteckt. Die Hinweise werden nicht wiederholt, so dass beim Verpassen und Nichtnutzen der Lösungshilfen u.U. nur noch stures Ausprobieren übrig bleibt.

Die Rätselarten reichen vom klassischen Erkunden, Sammeln von Gegenständen und Benutzen dieser mit anderen Objekten und Robotern in Machinarium City über Logik-/Schiebe-/Puzzle-Rätsel und Minigames bis hin zu "handwerklichen" Betätigungen. So muss z.B. durch gezielte Mausbewegungen ein Stromkabel zum Schwingen gebracht werden, damit es durchreißt oder ein Arcadegame à la "Space Invaders" gezockt werden. Es ist also Geschicklichkeit gefragt! Knobeln und Probieren heißt es beim Hoch-/Runterschieben von Pfeilsymbolen zum Umkehren ihrer Reihenfolge, beim Verschließen von Rohren mit Schraubenschlüsseln zum Wasserablassen oder beim Abhören und Nachspielen einer Tonsequenz. Es gibt auch einige Aufgaben, die mit einem bestimmten Zeitlimit gelöst werden müssen, wie das Austricksen des Gefängniswärters oder das Entschärfen einer Bombe - Wiederholung eingeschlossen bei Nicht-Erfolg.

Viele Aufgaben lassen sich direkt in der aktuellen Szene bewältigen, für einige muss jedoch auch zwischen den einzelnen Schauplätzen hin- und hergewechselt werden, wobei nicht mehr benötigte Schauplätze auch nicht mehr zugänglich sind. Das Spiel ist meist linear aufgebaut, bietet an einigen Stellen aber auch mehrere Lösungswege, z.B. für das Öffnen einer Tür. Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Rätsel logisch nachvollziehbar, ausgezeichnet in den Spielverlauf und die Schauplätze eingebunden und originell, wie z.B. das Wütendmachen des Ventilators. Das Auflösen der Heizspirale zu einem Gummischlauch in der Küche erschien mir jedoch sehr unlogisch und an den Haaren herbeigezogen.


Gameplay/Steuerung:

gut 7/10

Machinarium Bild 5Die Steuerung in Machinarium funktioniert durch die Umsetzung in Flash etwas anders als das klassische "Point & Klick"-Prinzip und es muss auch auf so manche gewohnte Annehmlichkeit verzichtet werden: So gibt es keine Hotspotanzeige, keinen Rechtsklick (öffnet die Flashplayer-Einstellungen) und keinen Doppelklick auf Ausgänge zum Abkürzen, was beim mehrfachen Besuchen einer Szene durchaus aufhalten kann. Bewegungen und Objektaufnahme erfolgt per Linksklick auf den Hotspot. Mögliche Aktionen werden dabei durch ein Symbol angezeigt (Beine für Hinbewegen, Richtungspfeile zum Hin- und Herlaufen, Pfeil für Ausgang, Hand für Interaktion wie Aufnehmen/Benutzen/Dialogführen, Doppelpfeil für Körperhöhe verändern). Neu für mich: Auf manche Objekte muss mehrfach geklickt werden, um die endgültige Interaktion auszuführen, z.B. die Badewanne auf dem Schrottplatz wegschubsen oder am Schrank wackeln, damit der Besen herunterfällt.

Eine Interaktion mit Objekten kann Josef dabei aber nur innerhalb seines Interaktionsradius' durchführen - als Roboter ist seine Reichweite nun einmal beschränkt. Jedoch kommt hier noch Josefs wandelbare Körperhöhe zum Einsatz: Er kann durch Nachuntenziehen zusammengestaucht oder Nachobenziehen gestreckt werden, um z.B. durch niedrige Gänge zu kriechen oder höher gelegene Punkte zu erreichen. Ein tolles Gimmick zur Rätsellösung! Ebenso schön ist, dass der Spieler zur Befreiung von Josefs Freundin zeitweise auch diese Roboterfrau selbst steuern kann.

Machinarium Bild 6Josefs Inventar befindet sich am oberen Rand des Bildschirms. Jedoch sind die Objektbilder sehr klein und tragen keine Gegenstandsbeschreibung - die gibt es leider nirgends im Spiel - wodurch die Inventarinhalte teilweise schwer zu deuten sind. Auch funktioniert die Inventarbedienung nicht zuverlässig. Nicht mehr benötigte Gegenstände verliert Josef oder schmeißt sie einfach weg. So manches Mal werden sie auch von einer Roboter-Kakerlake weggezogen. Es kann daher sein, dass man eine neue Szene mit leerem Inventar betritt. Sollte der Spieler durch die Hinweise von Josef und den anderen Robotern die Aufgaben doch nicht bewältigen können, stellt das Adventure dem Spieler noch zwei explizite Lösungshilfen zur Seite in der rechten oberen Bildschirmecke: Über ein Glühbirnen-Symbol lässt sich eine Gedankenblase über Josefs Kopf aufrufen, die in Form von Bildern einen dezenten Hinweis gibt, was zu tun ist, aber nicht wie. Die Hilfe sollte jedoch nicht leichtfertig genutzt werden, weil dadurch die Rätsellösung u.U. zu einfach sein kann und der Spaß am Knobeln vorweggenommen wird. Weiterhin gibt es eine ins Spiel integrierte Komplettlösung in Form eines Comics, die alle einzelnen Lösungsschritte enthält, mithilfe derer die aktuelle Szene nachvollziehbar gelöst werden kann. Um den Spieler nicht zur voreiligen Nutzung der Komplettlösung zu verleiten, ist diese durch ein Arcade-Minispiel gesperrt. Positiv fällt auf, dass dieses Spiel mit Tastatur sowie Maus steuerbar ist.


Fazit:

Machinarium versetzt Adventure-Fans in eine fantastische Roboter-Welt mit skurril-witzigen Charakteren und sehr kniffligen Logik-Geschicklichkeits-Rätseln. Es bezaubert besonders im künstlerischen Bereich durch seinen hervorragenden Soundtrack sowie die eindrucksvoll gezeichneten Hintergrundbilder und Roboterfiguren. Die Steuerung des Flash-Spiels hingegen erfordert etwas Gewöhnung und Geduld.

Das Spiel läuft auch unter Linux, obwohl es nicht in den Systemanforderungen aufgeführt wird. Im Vollbildmodus gab es dort aber stellenweise große Performance-Probleme. Leider waren nach einem Spielabsturz auch sämtliche Savegames weg. Beim erneuten Spielen habe ich jedoch auf mehr liebevolle Details achten können, die Josefs spätere Aktionen beeinflussen, z.B. steigt der Polizist über eine Ölpfütze, in der Josef später ausrutscht.

Die CD-Version von Machinarium enthält zusätzlich das Adventure Samarost 2. Das ist ein lustiges, kurzweiliges und nicht zu einfaches Adventure - ebenfalls in Flash und ohne Sprachausgabe. Aber auch dieses Spiel ist leider mehrfach abgestützt.


Bewertung:

 

Bewertung Machinarium

Silberaward

 Systemanforderungen:

Windows XP/Vista bzw. MacOS 10.4 (Tiger) oder besser 1,6 GHz Prozessor mit 1GByte RAM 400 MB Festplattenspeicher 1024 x 768 Bildschirmauflösung (1280 x 800 empfohlen) Maus, CD-ROM-Laufwerk, Soundkarte

Homepage:

http://www.machinarium.de/

Publisher:

http://www.daedalic.de/

Hersteller:

http://www.wickedcinder.com/

geschrieben am 24.02.2010 von Jana Gläßer.

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Screenshot-6-Machinarium


Weitere Links zum Spiel Machinarium:

Machinarium Newsarchiv
Machinarium Lösung Machinarium
Machinarium Screenshots
Homepage

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