Test und Bewertung: Agatha Christie - Das Böse unter der Sonne
"Agatha Christie - Das Böse unter der Sonne" ist wie der Name schon sagt eine weitere Umsetzung eines Agatha Christie Krimis als Adventure. | |||
Story - Sehr gut, da nah am Original | |||
London im 2. Welltkrieg. Der berühmte belgische Detektiv Poirot und sein Freund Hastings sitzen beisammen und warten ab, ob eindeutscher Luftangriff erfolgt. Um sich die Zeit zu vertreiben, lässt Poirot Hastings in seine Rolle schlüpfen, um einen bereits aufgeklärten Fall, der einige Monate zuvor stattfand aufzuklären. Es ist Sommer 1941, Poirot will eigentlich nur Urlaub machen auf Seadrift Island, einer Urlaubsinsel in Devon an der Englischen Südküste. Als jedoch die berühmte Schauspielerin Arlena Stewart ermordet aufgefunden wird, ist es Zeit für die bekannten "kleinen grauen Zellen" in Aktion zu treten. Wie üblich haben fast alle Anwesenden Personen ein Motiv - und ein Alibi. Doch die Frage nach dem Mörder ist nicht das einzige Mysterium. Was ist etwa mit dem Geist des Schmugglers Tom Cutter und dessen Schatz? Steht die deutsche Invasion bevor? Und wer ist der geheimnisvolle Fremde mit dem Fernglas...? | |||
Grafik - durchschnittlich | |||
Die Grafik besitzt in allen Bereichen eine solide Grundlage, aber auch deutliche Schwächen. So glänzt Sie mit schön vorgerenderten Hintergründen, allerdings sind die Räume sehr bewegungsarm und damit steril. Im Freien raschelt vielleicht mal noch ein Busch, aber speziell im Inneren des Hotels herrscht absolut tote Hose. Zum Beispiel gibt es einen riesigen Kronleuchter, an dem lange Perlenketten frei hängen. Die müssten ständig etwas schwingen und das vom Oberlicht kommende Sonnenlicht reflektieren - tun sie aber nicht. Die Figuren bewegen sich zuweilen recht hölzern. Bei einem korpulenten Herren mit einer Phobie gegen schnelle Bewegungen - und genau das ist Poirot - kann man das ja vielleicht noch irgendwo verstehen, aber wenn ein junges Mädchen versucht, ihrem Mörder zu entkommen und dabei die Beine hebt wie ein Hampelmann sicher nicht mehr. Standardmäßig war Anti-aliasing deaktiviert, wodurch sich Poirot regelrecht durch die Gegend sägte. Aktivierung ist also dringend angeraten. Sieht erstens gleich 10 mal besser aus und hat 2. auch keine merkliche Performance Einbuße beschert. (3 Jahre alter PC). | |||
Sound - solide | |||
Hintergrundmusik gibt es meist keine, was zur Ruhe und Abgeschiedenheit von Hotel und Insel durchaus passt. Statt dessen weht ein vernehmbarer leichter Wind. Wenn es doch Musik gibt ist sie situationsbezogen. Die Synchronstimmen sind passend. Speziell Poirot mit seinem französischen - pardon belgischen - Akzent ist gelungen. Allerdings gibt es auch einige Mängel. Der Priester ist zuweilen so leise geraten, dass man ihn kaum versteht. Dazu kommen ein paar Fehlbetonungen, die teils sinnendstellend sind. (obwohl statt ob wohl). | |||
Rätsel: Standard, leicht bis auf den eigentlichen Fall | |||
Ein bisschen Gegenstände suchen hier, kombinieren dort, dazu noch ein Coderätsel und ein Puzzle. Leichte Rätselkost zum Auffüllen der Handlung. Tatsächlich gelungen ist die Personifizierung Poirots durch Hastings. Da dieser eigentlich Poirot nur spielt stellt der echte aus der Rahmenhandlung heraus oft die Aufgabe, die richtige Schlussfolgerung zu ziehen. Gelingt dies nicht, korrigiert Poirot oder gibt weitere Tips. | |||
Gameplay - schlecht | |||
Die Steuerung ist übliches point & click. Ein Menü am oberen Bildschirmrand führt zu Inventar, Dokumenten und schaltet zur Londoner Wohnung Poirots zurück, wo man sich Hinweise holen kann, wenn nötig. Bis hier hin ok. Das Spiel leidet aber zu jedem Zeitpunkt an seinem starren Aufbau. Das liegt zum Teil an der engen Bindung an die Zeitlinie der original Handlung aber nicht nur. Was gibts es also zu bemängeln. Da wäre zunächst, man wird losgeschickt um einen Mord aufzuklären - bekommt aber nichtmal gesagt wer denn ermordet wird. Zwischendrin sickert es dann mal wie selbstverständlich durch, als wäre man darüber längst einig. Wer das Buch oder den Film kennt dem fällt es vielleicht nichtmal auf - allen anderen aber bestimmt umso mehr. A propos Mord. Wer sich an die Ermittlung machen will muss sich ganz schön gedulden. Der Mord selbst passiert nämlich erst ungefähr zur Hälfte des Spiels, am späten Vormittag des 2. von 2 Tagen an denen die Handlung abläuft. Vorher lernt man zwar die Gäste - also alle potentiellen Verdächtigen und das spätere Opfer kennen, aber man muss auch einige ganz offensichtlich nur zum Füllen platzierte Rätsel lösen. Angeblich tut Poirot diversen Leuten verschiedene Gefallen, damit diese ihm später bei der Aufklärung helfen. Angesichts der Tatsache, dass kaum das der Mord geschehen ist Poirot vom örtlichen Polizeikommandanten offiziell mit der Lösung des Falles betraut wird, ist das lächerlich. Alle Anwesenden sind ohnehin verpflichtet zu helfen. Poirot bekommt sogar den Generalschlüssel zu Hotel. Außerdem kann ich mir kaum eine unpassendere Person aus der literischen Welt vorstellen, die sich mit diversen Dreckarbeiten wie z.B. der Reparatur eines Motors und der Reinigung eines Vogels beschäftigen würde als Hercule Poirot, den stets aus dem Ei gepellten, super snobhaften edel-Gentleman Detektiv, der körperliche Betätigung verabscheut. ( Allein in diesem Spiel weigert sich Poirot durchs Watt zu waten, Leiter zu klettern, zu schwimmen und zu rennen ) Der zeitlich starre Ablauf sorgt dafür, das man ständig alle Locations wieder absuchen muss, um festzustellen ob denn jetzt vielleicht mal eine Person anzutreffen oder eine Zimmertür zu öffnen ist. Schlimmstes Beispiel aus dem ersten Abschnitt: Man muss noch 2 Dinge tun um den Abschnitt zu vollenden. Beide betreffen ein und dieselbe Person. Bei einer Sache hilft man dieser Person, dann bleibt nur noch mit Ihr über ein anderes Thema zu sprechen. Das geschieht aber natürlich nicht während der ersten Aktion. Direkt im Anschluss ist die Person verschwunden und man beginnt zu suchen. Blöd nur: Der gesuchte Charakter ist nicht in seinem Zimmer, auch nicht an seinem Aufenthaltsort vor der eben ausgeführten Aktion, ebenfalls nicht im Speisesaal, an der Bar oder anderen gemeinschaftlich genutzten Orten. Schließlich muss man fast die gesamte Spielwelt durchforsten, um zum Erfolg zu kommen. Wirklich gelungen ist nur die Endsequenz, in der man als Poirot den Mord aufklären muss. Immer wieder muss man Poirots Monolog steuern, indem man die richtige Auswahl aus vorgegebenen Möglichkeiten wählt. Dabei kann man in Ruhe unterbrechen um die gesammelten Dokumente und Hinweise durchzusehen oder einfach nur nachzudenken. | |||
Atmosphäre: dünn, leidet sehr unter Unstimmigkeiten und Fehlern | |||
Original Poirot Geschichte und schön animierte Hintergründe lassen schon Stimmung aufkommen, aber Fehler und unlogische, zusammengeschusterte Abläufe lassen davon nicht viel übrig. Hier ein paar Beispiele: 2 Mal im Spiel kann man eine Tür nicht benutzen, obwohl man es können sollte. Einmal kann man aus Poirots Zimmer nicht auf den Laubengang hinaus.Es gibt aber keinen Grund dafür. Über einen anderen Weg kann man problemlos dort hin und durch die gleiche Tür Poirots Zimmer betreten. Nur hinaus kann man nicht wieder. Bei der 2. Tür - ebenfalls eine Balkontür ist es umgekehrt. Man kommt nicht hinein. Wäre nicht tragisch, schließlich ist es diesmal nicht Poirots Zimmer, jedoch verfügt er zu diesem Zeitpunkt über den Generalschlüssel... Zuweilen sagen die Personen etwas falsches - z.B. Lässt man sich vom Mechaniker einen Gegenstand besorgen. Als er ihn übergibt sagt er "Sie haben mir ... besorgt" Statt " Ich habe Ihnen ... ". Als Poirot etwas entgegennimmt sagt er selbst "Hier bitte Sir" statt der Person, die tatsächlich die Übergabe vornimmt. Einmal überrascht Poirot eine Person, so dass diese einen Karton mit Kerzen fallen lässt. Direkt darauf folgt eine Sequenz, in der keine Spur von den auf dem Boden verstreuten Kerzen zu sehen ist. Am Morgen des ersten Tages ist der Barmann zu sprechen, aber dann muss er weiter arbeiten, damit die Bar abends öffnen kann. Am Abend ist die Bar jedoch komplett verwaist. | |||
Fazit: Nur für Fans geeignet | |||
Die meisten Käufer werden zumindest den Film - und damit die Kernhandlung - schon kennen. Das war wohl auch den Entwicklern klar. Deshalb haben sie einige Extra Rätsel usw. eingebaut. Während die Rahmenhandlung noch gelingt, kann man das von den vielfach aufgesetzten Rätseln, die schlicht nicht zur Person Poirots passen, nicht behaupten. Dazu kommen viele Fehler und die steril / hölzerne Grafik. Somit kann man das Spiel nur eingefleischten Agatha Christie Fans wirklich empfehlen. Ohne die Fehler ein Durchschnittsspiel, mit Ihnen aber definitiv darunter. | |||
Bewertung: | |||
Negative Aspekte: Positive Aspekte: | |||
Minimale Systemvoraussetzungen Windows 2000 / XP Prozessor mit 1.4 GHz 256 MB RAM DirectX 9 kompatible Grafikkarte mit 64 MB 16 Bit DirectX kompatible Soundkarte 1.5 GB freier Speicherplatz Maus Tastatur Lautsprecher | |||
Homepage: | |||
Publisher: | |||
Hersteller: | |||
geschrieben am 04.04.2008 von Ronny Oehlert |
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